Montag, 16. März 2015
Silvia


Die Stadtlauscherin zog neulich mit Sack und Pack von Stadt zu Stadt.
Ein Abenteuer immer wieder so ein Umzug.
Was packt man ein, was schmeißt man lieber gleich weg. Oder was stopft man in die Kisten, die man dann eh jahrelang dunkel und einsam im Keller deponiert, um sie beim nächsten Umzug wegzuschmeißen.
Gleich weg damit, denkt Irmi.
Loslassen, trennen. Das ist es. Sagen doch so psychologisch gebildete Menschen immer, oder?
Auf in die neue Stadt.
Ja, das ist es!
Irmi auf der Suche. Nach Neuem.
Auch nach neuen Möbeln.
Nachdem die Karawane mit Kisten und einer zugegeben unnötigen Anzahl von Schuhen und Kleidern endlich die neuen Räume erreicht hat, muss natürlich in den darauf folgenden Tagen irgendwann auch der obligatorische Besuch des schwedischen Möbelhauses sein. Sei es um die selbstverständlich den Umzug nicht überlebenden Regalaufsätze zu erneuern, um neue Möbel oder Lampen zu kaufen, oder einfach nur, um mit dem Freund die berühmten Fleischbällchen mit Preiselbeeren zu essen, egal zu welcher Tageszeit.
Ich war da, mit Günther.
Günther meinte nach minutenlangem Durchlaufen der Dinge, die sie uns da hingestellt hatten, irgendwann:
„Na ja, wenn Du gar nix findest an Möbeln, nehmen doch Frauen immer gern solche Aufbewahrungsboxen mit. Die könnt ihr doch immer brauchen...so im Bad für Haarbürsten z.B. oder Kerzen werden auch immer gern mitgenommen“
Irmi überlegte kurz, ob sie das jetzt persönlich nehmen und gleich den schönen Tag versauen sollte mit widersprechen.
Gott sei Dank war das Gehirn doch kurz anwesend und sie dachte: hej, endlich, mal ein Frauenversteher.
So ist es.
Was hatte Irmi als erstes gemacht, nachdem die muskulösen Jungs alle Schränke und Regale platziert hatten?
Genau: Die Utensilien fürs Bad ausgepackt.
Peelings, Cremes, Wellnessbäder, Parfums und Kosmetik dekorativ verteilt, damit´s hübsch aussieht, wie sie meinte.
In welcher Kiste waren jetzt gleich nochmal die Kerzenständer?
Selbstverständlich auch die Aufbewahrungsboxen mit den Haarbürsten.
Und die mit den Haargummis, die mit den Lippenstiften nicht zu vergessen.
Aufbewahrungsboxen. Wer bewahrt uns bitte endlich vor Aufbewahrungsboxen?
Erstens halten sie eh nicht lange, weil wir viel zu viel Gewicht in sie rein stopfen.
Und zweitens muss man ja eh Staub wischen, also falls man überhaupt Staub wischt, also, ob nun auf den Boxen oder gleich auf den Dingen selbst, ist ja nun wohl auch egal.
Zurück ins Möbelhaus. Mit den Fleischbällchen. Mit Günther. Günther jetzt gefüttert und gestärkt fürs folgende Regalbretterschleppen.
Und seelisch aufgebaut und deshalb jetzt ganz zahm und geduldig. In der Küchenabteilung konnte er endlich sein männliches Können und Hilfe anbringen,.
Zur passenden Arbeitsplatte, Spühlbecken und Armatur.
Uff, Irmi, haste gut gemacht.
Und nochmal Glück gehabt.
Das männliche Selbstwertgefühl ist bestätigt und Frau kann ab jetzt in aller Seelenruhe ohne Kommentar den Kleinkram einpacken in die gelbe Tüte.
Tassen, Gläser, Servietten und Kerzen sind ja schon drin.
Und Silvia.
Bitte unbedingt Silvia kaufen, Klobürste Silvia.
Fangen Sie nie in einer neuen Wohnung mit alter versiffter Klobürste Ihr neues Leben an!

Günther meinte dann an der Kasse kurz vorm Bezahlen, ob ich auch Olaf eingepackt hätte.
Olaf? Im Kinderparadies vergessen, dachte ich.
Ach ne, heute hatten wir ja kein Kind dabei.
Olaf, Klopapier. Nee,Klar...
(23.11.11)

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